Das Buchprojekt "Mein Leben im Spatzendorf"

Die handschriftlichen Aufzeichnungen von Anna Szebenyi

Als ich zusammen mit meinen Eltern Lajos Palmüller und Irmgard, geborene Allon im Sommer 1975 im Alter von 15 Jahren zum zweiten Mal nach 1972 meine Verwandten im Dorf Besnyö im Komitat Fejer in Ungarn besuchte, nahm mein Onkel Bela ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand. Darauf skizzierte er eine kleine Ahnentafel der Familie Palmüller.

 

Dieses Papier nahm ich mit nach Hause und es schlummerte in einer Schublade, bis es mir im Jahre 1985 bei einer Aufräumaktion wieder in die Hände fiel. Die kleine Ahnentafel erweckte meine Neugier und ich fragte meinen Vater nach weiteren Informationen zur Familie. Dieser sagte: "Wenn du doch eher damit begonnen hättest ... meine Tante Anna wusste alles über unsere Familie in Ungarn. Aber leider ist sie schon lange tot!"

 

Ende der 80er Jahre erfuhr ich durch meine familiengeschichtliche Forschungsarbeit von der Existenz eines Cousins meines Vaters. Jozsef Palmüller sollte in Budapest wohnen. Ich kontaktierte ihn und er freute sich so sehr von seinem Cousin Lajos und seiner Familie aus Deutschland zu hören, dass er kurzentschlossen mit seiner Ehefrau und seiner Schwester Margit zu Besuch nach Unna-Königsborn kam. "Ich habe dir etwas mitgebracht!", meinte er und übergab mir einen prall gefüllten Leitz-Ordner. In diesem Ordner befanden sich in Fotokopie die handschriftlichen Aufzeichnungen meiner Großtante Anna Szebenyi, geborene Palmüller!

Der Leitz-Ordner, wie Jozsef Palmüller aus Budapest ihn mir Ende der 1980er Jahre übergab.


Vier Beispielseiten der handschriftlichen Aufzeichnungen von Anna Szebenyi.


Die Übersetzung in die deutsche Sprache

Immer mal wieder blätterte ich durch die Fotokopien und wünschte mir, jemanden zu finden, der Annas Werk in die deutsche Sprache übersetzen könnte. Eine Nachfrage in einem Übersetzungsbüro ergab einen Kostenvoranschlag in einer Höhe, die dem Kauf eines guten gebrauchten PKWs nahe kam.

 

Während meiner Forschungsarbeiten stieß ich auf die Webseite www.ungarndeutsche.de, die von Anton Tressel betrieben wurde. Im Januar 2010 fragte ich Anton Tressel, ob er jemanden kennen würde, der mir insgesamt 208 handschriftlich verfasste Seiten mit Lebenserinnerungen aus der ungarischen in die deutsche Sprache übersetzen könnte. Ich fügte meinem Brief zwei Seiten der Aufzeichnungen als "Leseprobe" bei.

 

Herr Tressel teilte mir mit, dass die Aufzeichnungen wegen der Handschrift und auch aufgrund der ganz andersartigen Struktur des Ungarischen nicht einfach zu übersetzen wären. Ihm wären solche Texte, das historische und das Alltagsumfeld vertraut. Von daher erklärte er sich bereit, die Übersetzungsarbeit zu leisten. In der Zeit von Januar bis August 2010 übersetzte Anton Tressel die 208 DIN A4 Seiten, sandte sie mir als Microsoft-Word-Dokumente und ich war erstmals in der Lage, über die Geschichte der Familie Palmüller, das Leben im Dorf Vereb (deutsch "Spatzendorf" im Komitat Fejer, den Menschen zu Annas Lebzeiten und über viele meiner dortigen Verwandten etwas zu erfahren. Ganz besonders berührte mich dabei die Geschichte meines Großonkels Ferenc "Feri" Palmüller, der als hochbegabter Künstler so gar nicht in die Familie der Schäferjungen und Schäfermeister hinein passte und im Alter von 24 Jahren im Ersten Weltkrieg an der russischen Front fiel.


Die ausgedruckten und von Anton Tressel übersetzten Texte.


Von der Idee zum Buch

Immer wieder verfolgte mich die Idee, Annas Werk in eine Buchform zu bringen, mit inzwischen durch meine Ahnenforschung in meinen Besitz gebrachten alten Familienfotos und Tauf-, Heirats- und Sterbeurkunden zu ergänzen und einer breiten, interessierten Leserschaft zugänglich zu machen. Viele Jahre lang blieb es bei diesem Wunsch, bis ich im Jahre 2014 den Entschluss fasste, zur 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkrieges die Lebensgeschichte des Ferenc Palmüller aus Anna Szebenyis Aufzeichnungen zu extrahieren und in Buchform herauszugeben.

 

Mein Ziel war es, Annas Aufzeichnungen jedem Interessierten schnell und ohne Umwege zugänglich zu machen. Einerseits, um Tante Anna die verdiente Würdigung ihres Werkes zu verleihen und andererseits sollte sich die investierte Arbeit lohnen. Die Herausgabe nur als gedrucktes Buchwerk gegen Kaufpreis widersprach diesem Ziel. Ich entschloss mich deshalb dazu, die Bücher als eBook und in Form von PDF-Dateien zu erstellen und über diverse familiengeschichtliche "Kanäle" im Internet kostenlos zu verbreiten.

 

Mit der kostenlos aus dem AppStore herunterladbaren Apple-Software "iBooks Author" fand ich das geeignete Hilfsmittel für mein Projekt. Nun galt es, eine passende Buchvorlage mit Inhalt und Abbildungen zu füllen.

 

Zunächst nahm ich die Digitalisierung, Sortierung, Katalogisierung und Bearbeitung meiner umfangreichen Sammlung familiengeschichtlicher Fotografien und Dokumente, wie zum Beispiel Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunden, Kirchenbuchauszüge, Bescheinigungen, Protokolle etc. in Angriff. Dabei gingen einige Wochen ins Land.

 

Endlich begann die eigentliche Arbeit des Schreibens und der Zusammenstellung der Abbildungen auf der Grundlage der Übersetzung von Anton Tressel.


Die kostenlose Apple-Software "iBooks Author" eignete sich hervorragend für die Erstellung von eBooks und PDF-Bücher.


Eine eigene Webseite für das Buchprojekt

Meine Idee war es, die Bücher zum kostenlosen Download an einem Ort anzubieten und über diverse familiengeschichtliche Kanäle im Internet auf diesen Ort hinzuweisen. Dazu bot sich die Erstellung einer eigenen Webseite für "Anna Szebenyi - Mein Leben im Spatzendorf" geradezu an. Über genealogische Mailinglisten, Portale und Webseiten wäre dann nur ein Link zu versenden. Ein weiterer Vorteil würde sich dann bei späteren Überarbeitungen bzw. Ergänzungen der Bücher zeigen: die PDF-Dateien müssten dann nur an einem Ort ausgetauscht werden.

 

Über den Anbieter www.jimdo.de erstellte ich für das Projekt eine eigene Webseite mit dem Titel "Mein Leben im Spatzendorf - eine ungarische Familiengeschichte in drei kostenlosen PDF-Büchern" unter der URL www.natus-neni.de. "Natus" (sprich: "Natusch") ist die ungarische Koseform von Anna und "Neni" bedeutet "Tante", also "Tante Anna". Anna Szebenyi, geborene Palmüller wurde innerhalb der Familie immer mit "Natus neni" angesprochen. Ergänzend erstellte ich über die Apple-Software "iMovie" ein kurzes "Promotion-Video". Nach Fertigstellung dieser Internetpräsenz und das Bereitstellen der PDF-Dateien stand nun der Verbreitung der Download-Links nichts mehr im Wege.

 

Schon nach nur wenigen Wochen wurde die PDF-Datei des Buches "Das verschenkte Leben des Ferenc Palmüller" über 5.000 mal heruntergeladen und erschien als Print komplett auch in Band 21 des Jahrbuches der Genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e. V.

 

Es ist überwältigend zu wissen, dass Anna Szebenyis familiengeschichtliches Vermächtnis nun weltweit für jeden Interessenten kostenfrei verfügbar steht. Eine größere Würdigung der Arbeit aller Beteiligten ist nicht denkbar.


Druckausgaben der Trilogie

Trotz der Nutzung der Vertriebskanäle über das Internet erschien es mir sehr wichtig, auch über einige gedruckte Exemplare der Bücher zu verfügen. Für meine eigene Familie und meine Verwandten als besonderes Geschenk gedacht. Einen besonders engagierten Partner für den Buchdruck fand ich in Martin Altena, der in meinem Wohnort Kamen in Westfalen eine Filiale der Firma "Mail Boxes etc." betreibt. Wichtig für mich war ein Partner in erreichbarer Nähe, mit dem man die Angelegenheit in direktem Kontakt kommunizieren konnte. Das Preis-/Leistungsverhältnis und die Qualität des Endproduktes  durch die Firma "MAIL BOXES ETC." überzeugten mich.

 

Zur Vorbereitung auf den Druck mussten die Hintergrundtexturen von den Buchseiten entfernt und an bestimmten Stellen in den Büchern Leerseiten eingefügt werden. Dazu entwarf ich über die Apple-Software "Pages" noch entsprechende Schutzumschläge für den Hardcover-Einband. Die Dateien wurden im PDF-Format per E-Mail übermittelt und bereits nach ein paar Tagen hielt ich die Druckexemplare in den Händen.

MAIL BOXES ETC. in Kamen - engagiert, freundlich, schnell! Leider gibt es das Geschäft nicht mehr.

Sehr schöne Druckausführung durch MAIL BOXES ETC.!

Buchumschlag mit "Pages" von Apple erstellt.

Innenseiten des Buches "Das verschenkte Leben des Ferenc Palmüller"